Baba!

Bildmaterial: Noch einige Impressionen aus Punta Arenas.

Und die Leserschaft muss auch a mal a bisserl brav sein! Die österreichische Kultsendung „Wir sind Kaiser.“ hat das Schluss machen geschickt gelöst: Die regelmäßigen Folgen wurden eingestellt, nachdem ganz Österreich diffamiert war. Doch weil das Abserviern der österreichischen Prominenz so schön ist, wird hin und wieder, zu gegebenem Anlass, eine Sondersendung lanciert.

So ähnlich stelle ich mir das für diesen Blog auch vor. Über das Reisen mit dem Rad ist vorerst genug geschrieben. Doch weil mir das Philosophieren auf dem und über das Rad so gut gefällt, werde ich hin und wieder einen Sonderbeitrag auflegen.

Was ich zuerst als „Hier-ist-ein-Lebenszeichen!“-Medium gedacht hatte, entwickelte sich für mich zu einer netten Kolumne mit dem Motto: „Was Herr Beyer schon immer mal loswerden wollte!“ Die treue Leserschaft ist nicht ganz unschuldig daran, denn das steigende Interesse an und die wohlgemeinten Rückmeldungen zu meinen Fabulierungen motivierte mich besonders. Ganz herzlichen Dank hierfür!

Obwohl die Reise noch nicht ganz zu Ende ist, ziehe ich hier das Resümee. Die Rückreise und der Wiedereintritt in das Arbeitsleben – Ach, wie klingt das herrlich Deutsch! – werden meine Aufmerksamkeit ausreichend fordern.

Mein Leben sollte diese Reise nicht verändern; ich war vor nichts auf der Flucht. Getrieben war ich vielmehr vom Interesse herauszufinden, wie das auf einer langen Reise mit dem Rad in einem unbekannten Terrain so ist und ob ich das auf die Reihe bekomme. Ein wenig Radfahren wollte ich in Chile und Argentinien und dabei das ein oder andere kleine Abenteuer erleben. Und ich finde, all das hat prima geklappt! Um es noch ein wenig aufzudröseln:

Das Radreisen. Meinesachtens eine geniale Methode, Länder wirklich kennen zu lernen. Die Nähe zu Wind und Wetter, zur Umwelt und Natur und zuletzt zu den Menschen. Gerne sind wir Reiseradler die Helden der Landstraße und werden mit Neugierde begrüßt. Dem Wetter und dem Verkehr ausgesetzt zu sein, ist die Kehrseite der Medaille. Das Rad zum Reiseland zu bringen kann auch ein ordentliches Gefrett werden, und Pannen können die Radlerfreude trüben. Doch für mich sind derartige logistische Herausforderungen mittlerweile ein netter Aspekt des Abenteuers.

Das Bloggen. Hier hatte ich schon einführend ein paar Worte verloren. Der Zugewinn des Blogs war für mich enorm, was ich nicht erwartet hatte. Mit dem Blog hatte ich ein Fenster in die Heimat durch das ich gucken konnte, aber nicht musste. Ich hatte ein Tagebuch, das ich regelmäßig mit Texten und Bildern fütterte. Und manchmal hatte ich einfach nur eine Beschäftigung für den Abend.

Chile und Argentinien. Als Naturliebhaber kann man hier nur alles richtig machen, denn es gibt nichts, was es nicht gibt: Wüsten und Wälder, Berge und Meer, Gletscher und Vulkane. Es ist alles da! Die Menschen sind herzlich, aufgeschlossen und ehrlich interessiert. In allen Unterkünften war ich willkommen und meist ein Teil der Familie. Wunderbar! Wenn sich die beiden netten Völker noch ein wenig vermehren würden, ein paar Ortschaften gründen würden und dort auch Tante-Emma-Läden hätten, dann wären beiden Länder perfekte Radziele. An Wind (mit Unterschlupfmöglichkeiten) und Höhenmeter kann ich mich gut gewöhnen. Übrigens, das Brot in Chile war klasse, die Keckse in Argentinien waren sensationell. Wurst und Fleisch waren in beiden Ländern spitze, nur mit dem Käse wurde ich nicht warm. Beide Länder sind prima organisiert; die Lebensunterhaltskosten entsprechen in etwa den Europäischen.

Das Sabbatical. Essentiell ist es nicht. Es hat mein Wesen nicht tiefgreifend verändert. Das hätte es aber gar nicht sollen! Schön war das Sabbatical dennoch und gelohnt hat es sich ganz gewiss. Schließlich bot es mir ausreichend Zeit, einigen noch unausgegorenen Ideen und Gedanken, die ich bereits in mir hatte, in Ruhe und aus einem anderen Blickwinkel nachgehen zu können. Es lässt schwer in Worte fassen, jedoch bin ich mir bei bestimten Ausrichtungen meines Lebens und meiner Person ob ihrer Richtigkeit für mich viel sicherer geworden. Übrigens: In anderen Ländern, zum Beispiel in der Schweiz, ist ein Sabbatical oder ein unbezahlter Urlaub etwas Normales. Was bei uns noch nicht ist, kann ja noch werden!

 

 

 

3 Comments

  1. Siglinde Beyer

    Lieber Christian,
    Dein Reisebericht war super, ich möchte nicht wissen wieviel Stunden Du zur Vorbereitung verbracht hast. Hier hast Du Deinen Eltern Einblick in die große weite Welt gegeben, die wir wahrscheinlich so nicht erleben werden.
    Aber ich speziell darf mich vielleicht doch auf ein paar microadventures freuen, damit bin ich auch zufrieden. Und Dein Vater ist glücklich am Teich wenn er wieder neue Ideen ausbrüten kann.Irgendeine Leidenschaft haben wir Dir ja doch mitgegeben.

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