Bike, eat, sleep, repeat.

Auf dem Papier sah es einfach aus: Vierhundert Kilometer in drei Tagen von La Serena bis Vina Del Mar, beziehungsweise Valparaiso, zwei Städte die praktisch zusammengebaut sind; die eine für den Kommerz, die andere für die Kunst. Verschwiegen hat das Papier, das auf diesen 400 Kilometern 5000 Höhenmeter auf der Lauer liegen, um den Radfahrer zu quälen, respektive herauszufordern. Ich verwende bewusst den Singular „der Radfahrer“, denn auf der ganzen Strecke von San Pedro bis Valparaiso sind mir exakt fünf (sportliche) Radfahrer begegnet: San Pedro selbst ausgenommen, ein einziger (!) Reiseradler auf der Panamericana bei Copapio, zwei Rennradfahrer bei La Serena und zwei Rennradfahrer erst gestern schon an der Küstenstraße, die nicht zur Panamericana zählt.

Aufgrund der Höhenmeter zogen sich die Ausfahrten in die Länge; an einen vernünftigen Schnitt war nicht zu denken. Und mit der Länge der Ausfahrten wuchs der Energiebedarf ins Unermessliche. Auch wenn dieses Thema hier schon ausgeführt ist, soll es nochmals und beispielhaft an der Etappe Termas de Socos bis Los Molles erörtert werden. Es scheint nämlich unwirklich:

– Ein guter Radtag beginnt mit dem Abendessen am Vortag. Klassisch wird Pasta favorisiert, wobei zuletzt auch zunehmende Tendenzen für den Verzehr von Kartoffeln festzustellen sind. Zum Abendessen in Termas de Socos: Nudeln 500 g Trockengewicht mit Tomatensauce und vier Tomaten. Zwei Orangen. Die restlichen Kekse der angebrauchten Packung mit circa 75 g. Eine Obstscheibe (50 g gemixtes und gepresstes Obst).

– Der Nachbrenneffekt, nicht zu verwechseln mit dem Nachbrenner bei Turbinentriebwerken, kommt gerne nachts angeschlichen und raubt nach einer langen Radeinheit den Schlaf, vorausgesetzt, es wird nichts nachgeschoben. In Termas de Socos: Zwei Brote (Zweisemmeläquivalent) mit 80 g Gouda.

– Das Frühstück ist der Garant für lange Ausfahrten. Gut gefrühstückt heißt, die ersten ein bis drei Stunden können ohne zusätzliche Kalorienaufnahme bewerkstelligt werden. Mein Schwachpunkt in Termas de Socos, da das meiste Essen im Nachbrenner verstoffwechselt wurde: Ein Brot und 40 g Käse. Zwei Packungen Kekse zu je 125 g. Meine Lieblingsmarke hier in Chile heißt übrigens „Kuky“.

– Unterwegs isst der Radfahrer am Besten kurz bevor oder wenn sich der erste Hunger ankündigt, um gefürchtete Hungeräste zu vermeiden. Nach Los Molles machte sich das Hungergefühl schon nach einer halben Stunde bemerkbar, wegen des mangelhaften Frühstücks. Es entwickelte sich hieraus: vier oder fünf Packungen Kekse. Nicht nur Kuky, versteht sich, zur Abwechselung auch andere. Zwei Hotdogs mit großer Wurst und Avocado nach 100 Kilometern, wonach es deutlich besser lief; fairerweise sollten die 1000 ml Softdrink hier nicht unerwähnt bleiben. Zwei Fertigsandwiches auf Toastbrot, sowie sie auch bei uns an Tankstellen und in Supermärkten erhältlich sind. Und die restlichen vier Obstscheiben. Kosten auf der Strecke: 17.000 Pesos, was ungefähr 25 Euro entspricht. Tankstellen sind auch in Chile teuer.

– Nach dem Radeln ist vor dem Radeln. Ein gutes Abendessen ist nicht nur Grundlage für den folgenden Tag, sondern füllt auch leere Energiespeicher auf. Hier gab es in Los Molles: Zweimal 200 g Reisfertiggerichte, 250 g Pasta mit Ketchup und eine Packung Kekse.

Die vergangenen drei Tage hatten es also nochmals in sich. Entlohnt wurde ich jedes Mal mit hervorragenden Campingplätzen und Unterkünften. Da die großen Ferien für die Chilenen erst in der vierten Dezemberwoche beginnen, war auch stets hinreichend Raum, ergo ich war allein. Froh bin ich, dass ich gut in Valparaiso angekommen bin. Eine wunderschöne Stadt, wenn auch mit dem Rad ein Graus. Angucken werde ich mir mit einem Local die nächsten drei Tage Valparaiso selbst und Santiago. Danach, und hierauf freue ich mich besonders, geht es in den kleinen Süden = Chilenisch-argentinische Seenlandschaft = die Chilenisch-Argentinische Schweiz. Vier oder fünf Tage Anfahrt über Constitution und Concepcion. Doch dazu demnächst mehr.

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