In der Medizin beschreibt das Reperfusionssyndrom etwas Schlechtes. Kein Wunder, denn alles, womit sich Ärzte auseinandersetzen, ist krankhaft und schlecht. Symptomatisch für die chronische Fixierung auf Krankheit und Defekt ist die zentrale Definition von „Gesundheit“ der WHO: Gesundheit sei die Abwesenheit von Krankheit. Aha, klar! Doch bevor Ch. Beyer die Leser mit der Abhandlung lebensbedrohlicher Krankheitssyndrome in die Hypochondrie führt, verweist er lieber auf das allwissende Medizinlexikon Wikipedia. Dort ist das Reperfusionssyndrom, auch als Tourniquet-Syndrom bezeichnet, ausführlich dargestellt. Und Wikipedia ist genug Risikofaktor für eine schwere Hypochondrie.
Nun gibt sich Ch. Beyer mit dem Vorhandenen nur ungern zufrieden und muss das Rad einmal mehr neu erfinden. In diesem Falle gelang ihm die Erstbeschreibung einer ganz speziellen Entität des Reperfusionssyndroms. Dieses neue Reperfusionssyndrom beschreibt einen Zustand, der auftritt, wenn Individuen von einer bitterkalten in eine wohligwarme Umgebung übertreten. Es ist besonders stark ausgeprägt, wenn sich die Individuen sehr lange in einer sehr kalten Umgebung aufhielten. Sowohl Dauer als auch Stärke der Kältexposition korrelieren direkt mit der Ausprägung des neubeschriebenen Reperfusionssyndroms. Aufgrund der großen Bedeutung des Zusammenspiels von Wärme und Kälte spricht Ch. Beyer daher auch vom neoeuthermischen Reperfusionssyndrom. Die Zeichen und Symptome der betroffenen Individuen sind: Rötung der Haut, Rötung der Skleren und vermehrte Tränenproduktion sowie Überproduktion von Nasensekret, also flüssiger Rotze. Die betroffenen Individuen berichten zudem über polyneuropathische Beschwerden („Bizzeln“) in den Fingern und Zehen. Neurologisch fällt eine verminderte Vigilanz auf. Meist sind die Betroffenen schläfrig, ggl. prä-komatös. Schließlich treten manchmal gar psychiatrische Auffälligkeiten auf. Die vom neoeuthermischen Reperfusionssyndrom betroffenen Individuen zeigen eine vermehrte Affektlosigkeit gepaart mit einer moderat entspannten Grundstimmung. Viele der Individuen, wohl weil sie es nicht besser wissen, bezeichnen diesen krankhaften Zustand gar als Glück. Hier muss von einer deutliche Verkennung der Realität ausgegangen und dem Individuum schizophrene Züge unterstellt werden.
Die Therapiemöglichkeiten des neoeuthermischen Reperfusionssyndrom sind bislang ausschließlich symptomatisch. Kausale Therapien gibt es noch nicht, aber erste moderne Anti-Neoeuthermika sind mit vielversprechenen, nichts sagenden Zell- und Tierstudien untersucht worden.Klinische Studien lassen noch auf sich warten. Zu den symptomatischen Behandlungsmöglichkeiten zählen Wechselbäder nach Kneipp, gesteigerte Koffein- und Amphetaminzufuhr und nicht zuletzt eine personalisierte Psychotherapie, um das egodestruktive Verhalten langfristig zu modulieren. Natürlich sind die Erfolgschancen auf Besserung schlecht. Doch das spielt keine Rolle, solange die Ärzte aus der Euthermologie gut daran verdienen.
Don Horsto
Pennen hilft doch auch meistens ganz gut. Und davor und oder danach Fressn, Spachteln oder Neischaufln…
Chuck Beyer
Meine ich auch: Primärbedürfnisse befriedigen. Trinken & Essen und die Überbleibsel Abstoßen. Außerdem Schlafen. Mehr braucht es nicht.
Siglinde Beyer
ich glaub langsam muss ich mir ernsthaft Sorgen machen was den Zustand des ältesten aus der Beyer-Hierarchie betrifft.
Sollte hier etwas in der frühkindlichen
Entwicklung schiefgelaufen sein.
Chuck Beyer
Sich Sorgen machen hilft auch nicht weiter. Les jeux sont faits. Rien ne va plus. Der Zug ist abgefahren. Jetzt kann man nur noch winken.
Be Keller
ROFL sagt man dazu glaub ich neudeutsch! LOL reicht nimmer!
Chuck Beyer
Wie wäre es noch mit einem „L“ vor dem F, dann hätte Ch. Beyer auch einen persönlichen Bezug dazu.
Peter
Irgendwie scheint das Medizinerleben Ähnlichkeiten zum Film „Der weiße Hai“ zu haben. Man ist fasziniert von etwas, dass im tiefsten Innern doch irgendwie verstörend ist… 😉
Chuck Beyer
Geht das nicht allen so? Dem Klempner mit seinem Rohr, dem Lehrer mit seinen Schülern, dem Juristen mit seinem Fall.