Käkse-Beyer

Abbildung 1: Die Notration am Ende des Tages. Sie trug mich noch 80 Kilometer nach Puerto Rio Tranquilo. Dort gab es Nachschub.

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Team 4WeizenCycling hat nun nicht nur einen „Kartoffel-Kleyer“, sondern auch einen „Käkse-Beyer“. Da der Autor den Blog immer mehr zu einer Radreise-Glosse verkommen lässt, nicht ganz unbewusst, so muss er gestehen, folgen zuerst die wichtigen Informationen, ehe es in die zyklistischen Weltanschauungen geht.

Die gute Nachricht: Claudia und Severin, meine Radelfreunde aus der Schweiz, konnte ich tatsächlich noch abfangen. Die schlechte Nachricht: Jetzt bin ich Ihnen vorausgeeilt, da sie sich in Coyhaique für den nächsten Abschnitt der Careterra Austral und für den Nationalpark Los Glaciares vorbereiten. Gefunden habe ich sie, oder sie mich, oder wir uns, in Coyhaique Alto. Den Tipp, die Careterra für eine kleine Schleife nach Osten in die bizarr anmutende Mondlandschaft um Coyhaique Alto zu verlassen, hatten die beiden aus einem anderen Radreiseblog – einen Ernsthaften. Zur Reparatur meines angeschlagenen Hinterrades hatte ich die kürzere und geteerte Standardroute der Careterra Austral, die einen Bogen nach Westen macht, gewählt und konnte nicht mit ihnen mit. Nachdem das Hinterrad wieder gesund war, bin ich Ihnen dafür entgegen gefahren.

Das Entgegenfahren erwies sich als Genuss: Mit gesundem Hinterrad und vollen Schub durch Rückenwind konnte ich gnadenlos über den Ripio schruppen. Klar war da bereits, dass der Rückweg „Arbeit“ werden würde. Und tatsächlich mühten wir uns gemeinsam ordentlich ab. Und von wegen geteiltes Leid ist halbes Leid: Die Anstiege bei vollem Gegenwind waren auch zu dritt schwer. Es wäre allzu schön die Wattzahlen durch zwei oder gar drei teilen zu können. Einzig der Energienachschub mit chilenischen Keksen, auch wenn die alle von Nestle sind, da Coca Cola keine Kekse herstellt, sorgte für Aufheiterung. Ich führe davon übrigens massig mit. Für mich stellen sie die Low-Budget-Variante des gefriergetrockneten Kuchens dar. Leicht, robust verpackt, mit vielen guten Kalorien und lecker. Und Kuchen ist ja bekanntlich gesund (Beyer et al., Deutsches Kalorien Journal, 2009).

Aufgrund meines Kekse-Fetisch hat mich Claudia „Kekse-Christian“ getauft, was sich mit schweizer Einschlag „Käkse-Christian“ spricht. Um eine Analogie zu dem Beinahenamensvetter aus 4WeizenCycling herzustellen, hat der Autor daraus dann den „Käkse-Beyer“ gemacht.

Das gemeinsame Radelreisen mit Radlern, die auf einer Wellenlänge oder im gleichen Gang sind, ist klasse! Als wir in Coyhaique (ohne Alto) eingetrudelt waren, gönnten wir uns Kaffee und Kuchen und Kuchen. Am Abend noch Pizza und Chips und Bier und Wein. Was kann man sich da noch mehr wünschen? – Gute Pizza, doch dafür war der Kuchen wunderbar!

Warum ist der Beyer nun weiter und hat Claudia und Severin in Coyhaique zurück gelassen? Die oberflächliche Begründung ist, dass er Ende Januar in Punta Arenas sein muss. Doch die treue Leserschaft weiß, dass er tief in seinem Inneren getrieben ist. Die Triebfeder all seines Übels. Dem Film „Am Limit“ der Huberbuam entlehnt, könnte man sagen, „der Beyer ist on Schpeed!“

Bestraft wurde sein Triebverhalten dieses Mal nicht. Ganz im Gegenteil: Der gestrige Radtag war wohl einer der Schönsten der bisherigen Reise: Traum-Wetter, Traum-Landschaft, Traum-Zeltplatz und gute Beine. Und seine Hauruckaktion, zwei Etappen** in eineinhalb zu packen, ging sich prima aus: die Marmorhölen im Lago Generale bekam er, also ich, bislang schreibe ich zumindest noch nicht „uns“, heute bei Sonnenschein zu sehen, ehe die nun dreitägige Regenfront anrollte.

** Das ist natürlich eine sehr subjektive Maßeinheit. Genau genommen waren es 220 Kilometer mit 125 Kilometer Ripio und 3000 Höhenmeter. Es sind mir Radfahrer begegnet, die fest davon überzeugt waren, dass man dafür mindestens drei bis vier Tage benötigt. Nun Glaube versetzt Berge, oder läßt sie dort stehen, wo sie sind.

10 Comments

  1. Mutti

    Hallo Christian,
    ich frag mich nur manchmal welche Gene von welchen Vorfahren Du in dir hast.
    Schon beeindruckend.Wahrscheinlich hast Du das alles schon mit der Muttermilch
    eingeflößt bekommen.
    Viel Spaß weiterhin und einen guten Rutsch ins Jahr 2017.
    Wir haben gestern eine ganz unspektakuläre Nachtwanderung bei einem wunderschönen Sternenhimmel
    nach Ratzenhof zum Pizzaessen gemacht. War auch schön !

  2. Moritz

    Christian! Du hasst die beiden Schweizer wahrscheinlich ganz schwindelig gefahren:-) Aber das kommt mir irgendwie bekannt vor:-) Viele Grüße und hau noch ein paar Dinger im Januar raus!! Guten Rutsch

    • Herzlichen Dank, lieber Moritz. Claudia und Severin sind fit. Das seid Ihr ja auch. Vielleicht bin ich etwas schmerzbefreiter, wenn es darum geht, lange im Sattel zu sitzen. Aber das kommt bei Euch auch noch – oder lieber nicht. Gesundes Neues.

  3. Roman

    Hallo Christian,

    ich habe die letzte Stunde mit Lesen deines Blogs verbracht und ich bin erst beim 18.12.!
    Alles super geschrieben, du solltest noch mal über deine Berufswahl nachdenken, radelnder Philosoph oder so, würde auch gehen…
    Ich hoffe ich kann mich morgen auf deinen aktuellen Stand bringen und den Rest dann in nahezu Echtzeit verfolgen…

    Viel Spass noch

    Roman

    • Wunderbar, lieber Roman, dass Du an dem Blog gefallen findest. Es ist schon gut, wenn mich die Arbeit bald wieder erden wird! Vor allem freue ich mich auch, Euch alle wieder zu sehen. Doch das Schreiben, macht mir tatsächlich Spaß und das Radeln sowieso. Ein gutes Neues für Euch 2,5!

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