400 k: Sunrise-Sunset Ride.

Links neben der Walhalla, der Ruhmeshalle für Helden mit „Teutscher Zunge“, die König Ludwig I errichten ließ, so gar nicht weit links, wenn man es aus ausreichender Ferne betrachtet, fällt ein weiterer Komplex weißen Steines auf. Man könnte meinen, wenn man es nicht besser wüsste, und Herr Beyer weiß es nicht besser, dass dieser Bau der Walhalla nachempfunden ist. Walhalla 2.0. Und das, meine Damen und Herren, ist bedenklich! Sehr!

Während die Altehrwürdigen die älteren Altehrwürdigen ehrten, und die älteren Altehrwürdigen die noch älteren Altehrwürdigen ehrten, und die noch älteren Altehrwürdigen die Götter ehrten, ehren heutige Generationen was? Krankheiten! Denn dieser zweite Bau weißen Steines ist keine Ruhmeshalle für gefallene und verblichene Helden, sondern das Krankenhaus Donaustauf.

Nun schätzt Herr Beyer die Menschen, die dort zu Gast sind, und ebenso die, die dort zur Arbeit gehen. Doch zeugt es nicht von einer seltsamen Orientierung unserer Gesellschaft, wenn neben der Walhalla ein Krankenhaus im Stile der Walhalla errichtet wird? Stehen in unserer Wohlstandgesellschaft Krankheit und Elend derart im Zentrum? Aus Mangel an anderen wesentlichen Problemen? Wir stecken also in einer Krise! Immer zu und fortwährend! Bald sind schließlich Wahlen.

Die Damen und Herren haben spätestens jetzt bemerkt, dass Herr Beyer einmal mehr viel Zeit und Hirn auf dem Rad verbrannte. Ganz „versehentlich“ radelte er am Klinikum Donaustauf und der Walhalla vorbei. Eigentlich wollte er dort gar nicht hin, aber es biederte sich auf dem Weg in Richtung Kehlheim an, zumal Herr Beyer noch etwas Zeit für ein Schleifchen um Regensburg überhatte.

In Kehlheim nahm Herr Schmidt an einem 24-Stunden-Radrennen teil und da galt es, Unterstützung zu bekunden. Ja genau, es handelte sich um DEN Herr Schmidt, den kongenialen Partner aus dem BSE-Team (Beyer-Schmidt-Expedition). Also, wenn es sich da nicht lohnt, auf einen Sprung nach Kehlheim zu radeln. Gründe für derartige Radexkursionen lassen sich ja immer finden, und das war auch noch ein Guter!

An- und Abfahrt gestalteten sich mit Ausnahme eines Treffens mit dem Gallier Asterix, oder besser einem fränkischen Asterix-Verschnitt, ungewohnt ereignislos. Bei der Bundesstraßenfahrerei rollen zwar die Kilometer, aber das Abenteuer bleibt aus. Das Treffen mit dem Asterix war in dieser Hinsicht ebenfalls unspektakulär und die folgenden Schilderungen könnten den nicht-radelnde Leser langweilen. Doch das ist natürlich das Risiko, dass der nicht-radelnde Leser auf einem Radlerblog eingeht.

Jedenfalls traf Herr Beyer Asterix kurz vor 7 Uhr in der Frühe hinter Muggendorf. Genauer geschrieben, Asterix schlich sich mit seinem Regenrenner mit Schutzblech und Nabendynamo an Herrn Beyer an, um ihn dann elegant mit einem „Guten Morgen!“ zu überholen. Natürlich ließ Herrn Beyer nach dem ersten Überraschungsmoment Asterix, dessen wirklichen Namen er nie erfahren sollte, nicht so einfach ziehen. Ans Hinterrad geklebt bestaunte er das Gewackel des kleinen Mannes mit dunkelhaarigem Schnautzer und rosa-pinker Brühe in der Radflasche.

Nach 500 m konstanter Entschleunigung setzte Herr Beyer zum Überholvorgang an, um den sichtlich kämpfenden Asterix in der Führung zu entlasten. Doch dieser bäumte sich auf und fuhr abermals an die Spitze. Weitere 500 m ein erneuter Führungswechsel, den Asterix erneut nicht zu akzeptieren vermochte. Beim nächsten Wechsel war es um den gallischen Märtyrer jedoch geschehen. Er ließ schon ohne Tempoverschärfung reißen. Daraufhin fuhr Herr Beyer noch ein Stückchen schnell weiter, bis Asterix nicht mehr zu sehen war, und dann wieder langsamer, in seiner trauten Zweisamkeit: Herr Beyer und sein Hirn, auch wenn der Diskurs da noch nicht Walhalla 2.0 beinhaltete. Bei Pottenstein machte sich das GPS-Gerät durch Untätigkeit bemerkbar: Es hatte die vergangenen 30 Kilometer nicht aufgezeichnet. Und durch die Herumdrückerei an der unzuverlässigen Technik drosselte Herr Beyer abermals das Tempo. Und da war er wieder: Asterix, der kleine Kämpfer mit Schnurrbart: „Bin wieder dran!“ – und dann auch vorbei. Und seine Flasche war halb leer. Was da wohl drin war, das wollten auch schon die Römer wissen.

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