„Fünfunddreißig Jahre habe ich in Santiago gelebt, nun lebe ich hier in Pelluhue. Santiago bedeutete Stress; ich war gehetzt. Jetzt habe ich weit mehr Zeit zum Leben. Nicht, dass ich hier nichts arbeiten würde. Für die jungen Leute ist es hier nicht sehr interessant. Kein WiFi, schlechtes Internet.“ – Das ist zugegebenermaßen meine recht freie Übersetzung von dem, was mir der Campingplatz-Hüter oder Besitzer in Pellhuhue erzählt hat. Nicht, dass ich nicht bei der Wahrheit bleiben wollte, aber mein Spanisch gibt nicht mehr her. Schließlich habe ich bei all dem Radfahren keine Zeit zum Lernen.
Große Hundeaugen muss ich vorgestern um halb acht Abend gemacht haben. Denn der Campingplatz hatte nicht offen. Wir befinden uns noch in der Off-Season. Erst Ende Dezember geht es richtig los. Nach 250 Kilometern hatte ich jedoch keine Lust, nochmals zehn bis zum nächsten Campingplatz dran zu hängen. Nachdem ich dem Campingplatz Hüter erklärt habe, dass ich außer einem Platz fürs Zelt nichts benötige – ja Bernd, es wäre zum zweiten Male die Flaschendusche geworden – willigte er ein und warf sogar Dusche und WC an. Mit Kaltwasser versteht sich, doch das bin ich mittlerweile gewöhnt. Gekostet hat es nichts, wobei das nicht ganz richtig ist. Der gute Herr wollte ein Foto von mir, um es seiner Frau zu zeigen: Mal wieder ein Verrückter!
Nicht nur wegen dieses schönen Erlebnisses und des deutlich besseren Klimas – ich erinnere 25 anstatt 35 Grad – hat sich der Weg erneut ans Meer gelohnt. Die Küste hier ist keine klassische Urlaubsregion. Es gibt nichts Außergewöhnliches. Nichts was für ein Foto an der Wand spannend wäre. Dennoch, zum Radfahren ist es wunderschön: Meer mit ordentlich Wellen, schwarze Strände, Nadelwälder direkt am Meer, super Straßen, kaum Verkehr, ordentlich Höhenmeter. Gerade deshalb habe ich vielleicht mehrere Reiseradler getroffen: Erst einen Einzelnen mit ordentlich Gepäck, dann eine Gruppe von Fünfen mit leichtem Gepäck. Zur Erinnerung, mit Ausnahme von San Pedro, ein Reiseradler auf der Ruta 5 und vier in Valparaiso. Und das auf nunmehr mehr als 2000 Kilometer.
Die Normalo-Radfahrer legen sich umsomehr ins Zeug. Der chilenische Stolz möchte mich unbedingt überholen, um dann möglichst schnell in ein Nebensträßchen abzubiegen. Ich habe beschlossen, diese Jungs fortan zu fotografieren.
Ansonsten entging ich knapp einem Fußballanschlag. Versehentlich ist so ein Teil auf die Straße mir vors Vorderrad gerollt. Da hatte ich Glück!
Zuletzt wenige Worte über Concepcion, eine der großen Metropolen in Chile. Es bietet sicherlich nichts Besonderes – keine Einträge auf Wikipedia für Kultur und Sehenswürdigkeiten! – doch es wirkt lebendig und nett. Mein Lieblingsbild ist oben angefügt und zeigt die Spiegelung eines in einem anderen Gebäude. Für meinen Kurzaufenthalt zum Auftanken war Concepcion jedenfalls gut geeignet. Morgen geht es weiter in Richtung Temuco. Zwei Tage für 270 Kilometer. Zwei Tage! Na gut, außer es sollte volle Kanne von hinten schieben.
Inge und Reiner
Jetzt wird’s langsam Zeit nach Pucon abzubiegen und den Villarica zu besteigen. Viel Spaß und schönen Sonnenaufgang! Außerdem hat es uns in den Termas Geometricas gut gefallen, da kannst du von Pucon kommend bei Palguin Alto Richtung Chinay fahren. Dann von der CONAF Station Richtung Conaripe direkt rüberfahren und schon ein bisschen für die Carretera Austral üben.
http://www.termasgeometricas.cl/
Inge und Reiner.
thewayishappinessblog
Liebe Inge und Lieber Reiner, Ihr seid die wichtigste und verlässlichste Informationsquelle. Ganz herzlichen Dank an dieser Stelle. Aktuell habe ich eine etwas nördlicher Route, wie sie im Lateinamerika Bikebuch vorgeschlagen ist, eingeschlagen: Melipeuco, Curacautin, Lonquimay, Icalma, Alumine, San Martin, Siete Lagos, Bariloche. Ich sitze gerade in einem wunderbaren Hostales in Melipeuco, wo es aus Kübeln schüttet. Morgen soll es auch regnen/schneien und dann wieder besser werden. Mein Hintern freut sich über die Zwangspause. Herzliche Grüße, Christian P.S. Es sollen Termas auf dem Wege liegen!
Reiner und Inge
Dann mal viel Spaß und gutes Wetter, Christian. Bei Bariloche empfiehlt sich die Pamap Linda. Toller Campingplatz, Gletscher und Seen. Abendessen am Campigplatz ist zu empfehlen. Am besten, du googelst mal ein paar Bilder. Gruß, Inge und Reiner.