Vor exakt vier Wochen ging die Reise los. Vier Wochen lang waren Wind, Höhenmeter, Versorgungsmöglichkeiten und meine Beine die Determinanten des Radlerfolges. Gut, der Kopf ist nicht zu vernachlässigen, beziehungsweise er steht sowieso über allem, denn am Ende des Tages bleibt alles eine Frage der Wahrnehmung. Deswegen bleibt er, der Kopf, aus der Betrachtung außen vor; es gäbe dann nur ihn zu betrachten, was sicherlich auch einige Einträge wert wäre.
Seit gestern kommt jedenfalls ein neuer Faktor hinzu: Das Wetter, im Sinne von Regenwetter. Es regnet seit gestern Mittag: Mein Hintern jubelt, mein Beine langweilen sich, denn ich mache Pause.
Ich höre es schon: „Schlechtes Wetter gibt es nicht, nur schlechte Kleidung!“ Stimmt. Tatsächlich, nachdem gestern der Regen am letzten Drittel der Strecke eingesetzt hatte, tat das meiner Stimmung keinen Abbruch. Null. Niente. Nada. Weit heruntergezogene Schutzbleche, Überschuhe, Regenjacke- und Hose sowie eine Mütze, und es lief hervorragend. Nass wurde ich zwar, aber nur von innen. Da kamen Hochgefühle auf, denn ich erwarte weiter südlich noch mehr Regentage. Das Equipment scheint wohl gewählt und wird seinen Dienst leisten.
Heute traf ich während des Einkaufens zwei niederländische Reiseradler, Frau und Mann, schätzungsweise 55 Jahre alt. Die kamen gerade im Örtchen Melipeuco angeradelt, mit kurzer Hose und Sandalen. Sie sind wohl einiges mehr gewohnt als das deutsche Weichei. Doch das deutsche Weichei ist auch eine andere Strategie gefahren: Während die beiden gestern in Temuco um 11 Uhr bei Regen aufbrachen, hatte ich zur gleichen Zeit schon zwei Drittel der Strecke nach Melipeuco zurückgelegt und den Ort Cunco trocken erreicht: Dutch Wetterfestigkeit meets German Reisestrategie! Übrigens war der Regen höchst anständig. Er legte erst los, als ich Cunco mit einer hübschen, überdachten Bushaltestelle erreicht hatte.
Zieht man nun die Betrachtungen zum Equipment und den niederländischen Reiseradlern zusammen, muss man klar festhalten: Ich hätte heute doch weiterfahren können, quasi müssen, des Radlerstolzes wegen. QED. Stimmt, und auch nicht: Mindestens drei Ausreden kann ich anführen, welche das Pausieren rechtfertigen versuchen:
(1) Der Hintern hat echt eine Pause verdient. Trotz superkomfortablen Brooks-Sattel gingen 2900 Kilometer und unzählige Stunden auf dem Rad nicht spurlos vorüber. Weitere Ausführungen bleiben dem Leser an dieser Stelle erspart.
(2) Bis zur Careterra Austral in circa zwei bis drei Wochen, die der letzte große Abschnitt sein wird, den ich „unbedingt“ fahren möchte, soll das Equipment geschont werden. Trotz hervorragender Schutzbleche setzt sich der fiese, körnige Schmutz bei nassem Untergrund, gerade auf den Pisten, in Antrieb und Bremsen fest und reibt, und reibt, und reibt sich durch. Ab der Careterra zählt diese Ausrede nicht mehr, denn dann wird das Rad diese letzten 1000 Kilometer schon schaffen.
(3) Im Hostales Tourismo Allipen ist es nett: Mit offenen Armen wurde ich empfangen. Das Rad, das vollgesaute, darf ich, nein soll ich im gefliesten Essensraum abstellen. Kaffee gibt es ohne Ende. Die große Küche darf ich nutzen. Und ich habe ein großes Vierbettzimmer für mich. Ganz alleine. Ich durfte mir gar ein Zimmer aussuchen, denn ich bin der einzige Gast! Das widerspricht sich übrigens mit der Online-Buchung, die ich für dieses Hostales noch in Temuco vorgenommen hatte: booking.com schrieb: „Sie buchen das letzte Zimmer.“
benno k.
weichei
benno k.
hihi!
Andi
jaja, was soll ich sagen?!? Oh Minusgrade da geh ich nicht ins Wasser :P!
Nein weiter so Bruder :-).
Du wirst noch zum Star durch deinen Blog :-)!
4 Weizen Cycling
Der Mann und sein Rad Teil 2
Weiter so Christian
Es geht nichts unter 430 km in zwei Tagen
… und gib dem Hintern seine Ruhe?
Lg Arnd