Saisonabschluss: Die längste Nachtwanderung des Jahres 2023.

Als Veranstaltung hat man es geschafft, wenn man nicht mehr in Frage gestellt wird, die Leute von alleine antanzen und die Abwesenden großes Bedauern über ihre Nichtteilnahme äußern. Da ist es auch egal, was die Veranstaltung eigentlich zu bieten hat, wie groß der Aufwand an der Teilnahme ist und wie schwierig die äußeren Umstände sind. Liebe Leserinnen und Leser, denken Sie doch nur an das diesjährige Metal-Konzert in Wacken. Viel lautes und altes Metall und aufgrund des Dauerregens tagelange Anfahrten und matschiges Zelten auf Morast. Doch der Ansturm war größer denn je. Und anstatt sich einzugestehen, dass es sich bei der Teilnahme um blanken Wahnsinn handeln müsse, schrieben sich die Teilnehmenden Legenden in ihre Lebensläufe.

Wie mit dem Metall-Konzert in Wacken, genauso ist es mit der Längsten Nachtwanderung des Jahres. Nur einen kleinen relevanten Unterschied gibt es: Die Längste Nachtwanderung des Jahres ist umsonst und kostet lediglich ein paar Anstrengungen. Jaja, nichts ist umsonst, rufen Sie jetzt, und selbst das Leben kostet den Tod. Chuck Beyer weiß das sehr wohl!

Doch zurück zum Anfang: Seit 2018 laden Chuck Beyer und der ewige Janka jedes Jahr um den 21.12. herum zur Längsten Nachtwanderung des Jahres ein. In der ursprünglichen Form startete die Wanderung mit Sonnenuntergang und endete mit Sonnenaufgang. Es ging um circa 16:20 Uhr los und endete gegen 8:15 Uhr.

Um ein paar mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer über ein gemeinsames Abendessen zu akquirieren, hat sich die Veranstaltung in den letzten Jahren um circa zwei Stunden nach vorne verschoben. Los geht es nun gegen 14:30 Uhr, damit gegen 20:00 Uhr ein ordentliches Abendessen aufgetischt werden kann. Ein Ende findet die Längste Nachtwanderung des Jahres in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages, aber nur für wenige: Die meisten Mitwandernden nutzen nämlich das Abendessen als Opt-out, um sich dann ins warme Bett zu verabschieden. Nur der harte Kern stolpert durch die Nacht. 

Dreh- und Angelpunkt, also Start- oder Zielort, war bislang Erlangen. Da das auf Dauer langweilig werden kann, wurde die Längste Nachtwanderung des Jahres 2023 in die Ferne gelegt. Von Treuchtlingen im Altmühltal ging es über die Wülsburg zum Naturfreundehaus Rohrberg bei Weißenburg, wo sich die Wandergruppe mit traditioneller fränkischer Kost stärkte. Am Rohrberghaus trennten sich die Wege derer, die ins Bett wollten, und der anderen, die dann in Richtung Hilpoltstein tapfer durch die Nacht stapften. 

Soweit so gut: Die wesentlichen Probleme Bahn-ten sich circa drei Wochen vor der Veranstaltung an, nachdem die Routenplanung schon lange abgeschlossen war. Die Deutsche Bundesbahn machte einmal mehr einen Strich durch Chuck Beyers Planungen. Ursprünglich war die Anreise nach Treuchtlingen und die Rückreise von Weißenburg nämlich mit dem Zug geplant. Doch der Deutschen Bahn fiel circa drei Wochen vor der Veranstaltung ein, dass sie noch Bauarbeiten zwischen Bamberg und Nürnberg zu erledigen hatte, just als die Längste Nachtwanderung des Jahres stattfinden sollte.

Die Thru-Hiker, die durch die Nacht wandern würden, sollte es übrigens weniger stark treffen, denn bei deren Rückreise würden die Züge wieder fahren. Für die Kurzstreckler, die bei Weißenburg ausstiegen, erschwerte sich die An- und Rückreise jedoch deutlich: Eine Autofahrt nach 25 Kilometern Nachtwandern, einer großen Curry-Wurst oder einem saftigen Cordon bleu und zwei halbe Bier ist am späten Abend wahrlich kein Zuckerschlecken. Da hätte man sich an einem Dezemberabend durchaus etwas Schöneres vorstellen können.

Dazu stellt sich natürlich die Frage, wie groß das Naturerlebnis im Altmühltal nachts überhaupt sein kann. Nachts sind alle Katzen grau und alle Bäume schwarz. Um diese Erkenntnis zu gewinnen, hätte man nicht ins Altmühltal fahren müssen. Und da man mit der Stirnfunzel nachts auch nicht sonderlich gut sieht, der Boden von den kürzlich startgehabten Regenfällen aufgeweicht und matschig war, sah man nach den 25 Kilometern vom Knie abwärts aus wie eine Sau. Liebe Leserinnen und Leser, sie erkennen, dass es da durchaus Parallelen mit Wackener Metall-Konzert gab.

Doch die Längste Nachtwanderung des Jahres ist ja mittlerweile eine Institution. Und natürlich hängt ihr Erfolg auch an den Teilnehmerinnen und Teilnehmern: Sie kann durchaus kurzweilig werden, wenn der Deutsche-Post-Ärzte-Boss oder der ewige Janka einen durch die Nacht quatschen. Mitten in der Nacht können sie, man glaubt es kaum, mitunter recht still werden. Die Stirnfunzel hilft dann ungemein, dass sie nicht verloren gehen, weil sie am Wegesrand ein Nickerchen einlegen. Doch Chapeau! Der ewige Janka hat nach kürzlich durchgemachter Corona-Infektion und zuvor durchzechter Nacht auf der Erlanger Radiologie-Weihnachtsfeier einmal mehr bewiesen, dass auf ihn Verlass ist – ausnahmslos und immer! 

Legenden entstehen am Besten in einer Umgebung von Entbehrung, Qual und Leid: In diesem Sinne, liebe Mitwandernden, seien sie Chuck Beyer dankbar dafür, dass es die Längste Nachtwanderung des Jahres nicht ganz leicht war. Dafür wird er übrigens auch nächstes Jahr wieder sorgen. Und liebe etablierten und potenziellen Mitwandernden, falls Sie sich fragen, ob Sie sich diesen Wahnsinn antun müssen, dann fragen Sie bitte nicht Ihren Verstand. 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld

*

Ich stimme zu