Bartwuchs.

Hochmotiviert bin ich, inspiriert durch Axel H., in den Movember gestartet. Gut, die Regeln ließen sich individualisieren: Ich hätte den ganzen Bart wachsen lassen, und nicht nur den Schnauzer. Ich habe schließlich keinen Rasierer mit. Und wer will schon streng mit sich sein? „Hätte den Bart wachsen lassen“ ist fast richtig, denn die beiden Punkte über dem „ä“ könnte man streichen. Ich hatte. Nur – es tat sich nix, wobei hier richtigerweise „kaum“ an Stelle von „nix“ stehen müsste. Es tat sich kaum etwas; ich hatte sehr wenig Bart für vier Wochen unrasiert sein. Bei der Generalprobe im und um den Islandurlaub im September spross bei Weitem mehr in der gleichen Zeit. Es drängt sich zwangsläufig die Frage auf, woran das liegen könnte, insbesondere, wenn man sonst nix zum Nachdenken hat. Hier möge der Leser wieder „kaum“ an Stelle von „nix“ einpflegen, versteht sich. Folgende Hypothesen habe ich durchdacht:

1) Die Anstrengung: Das würden wohl die meisten Leser einwerfen. Nun gut, ich könnte mir vorstellen, dass die endogene Glukokortikoid („Cortison“) Produktion durch den Stress gesteigert und die Androgensynthese dafür zurückgefahren wird. Jedoch, dagegen spricht, dass es gar nicht so anstrengend ist. Ich bin selten außer Puste. Und bei den Haaren sind es vor allem die Testosteronrezeptoren an den Haarfollikeln, und nicht das Hormon selbst, dass wohl die Behaarung steuert. Zumindest habe ich das gelesen.

2) Die UV-Strahlung: Strahlung ist generell schlecht und eventuell könnte das UV-Licht direkt auf die Haarfollikel einwirken und diese in Seneszenz treiben, oder Autophagie. Dieses Konzept würde hervorragend in die aktuelle Forschungslandschaft passen. Da ist es wie in der Modebranche: Wenn man Dinge lange genug warm hält, dann kommen sie wieder.

3) Epigenetische Veränderungen, durch diverse Umweltfaktoren: Das könnte auch erklären, warum so wenig Chilenen einen dicken Bart tragen, auch wenn es diese Exoten natürlich gibt. Es würde also zur Umprogrammierung der Haarfollikelzellen kommen, die dann weniger Horn absondern. Der Wnt-Signalweg spielt hier, gewiss, eine zentrale Rolle. Wnt – wie passend in Chile. Doch dazu gibt es eine andere Special Edition.

4) Malnutrition, also Mangelernährung: Soviel, wie ich hier esse? Ausgeschlossen! Da ist mindestens auch ein Apfel pro Tag dabei, oder eine Tomate. Außerdem sind vielen Keksen und Softdrinks Vitamine zugefügt. Also diese These kann gerne hinten angestellt werden. Doch apropos: Die Chilenen zeichnen netterweise die besonders wertvollen Lebensmittel mit schwarzen Sechsecken aus: „Viele Kalorien“, „viele kurzkettige Zucker“, etc. Für Schwerstarbeiter und Radfahrer sehr hilfreich beim Einkauf.

5) Anpassung durch das Unbewußtsein. Da die Chilenen kaum Bärte tragen, bremst das Unbewusste mein eigenes Bartwachstum. Der ein oder andere Leser mag sich hier an den Begriff der „Psychosomatik“ erinnert wissen. Frauen schaffen es unbewusst auch ihren Zyklus abzugleichen, wieso Männer nicht den Bartwuchs?

Zusammenfassung und Schlussfolgerung: Zitat aus Willy Astors sensationellem „Flunserl“: „Ja, so an Scheiß denk i mir manchmal.“

Nachtrag: Der interessierte Leser wird sich beim heutigen Blog fragen, warum der Beyer schon wieder schreibt. Ist er irgendwo hängen geblieben? Seine Etappen sind zuletzt schon ins Mittelmaß abgerutscht. – Mitnichten! Fünfzig Kilometer Rückenwind vor Constitucion haben mich gestern verleitet – wenn jemand fragen sollte, was mich geritten hat! – drei auf zwei Etappen zusammenzulegen. Nach 430 Kilometer und 4100 Höhenmeter in zwei Tagen sitze ich jetzt in Concepcion. Natürlich ist einiges passiert, in den beiden vergangenen Tagen, doch dazu eher morgen mehr. Hier schon ein paar Impressionen von der Strecke:

3 Comments

  1. Mutti

    Hallo guten Morgen Großer,
    alles verstehe ich ja nicht was du du alles mit Deinen Fachausdrücken zum Thema Bartwuchs
    philosophierst. Aber so viel ist gewiss, Dein Vater hatte dieses Schlüsselerlebnis schon vor 40 Jahren als er mit dem Fahrrad nach Amsterdam gefahren ist. Das war allerdings dann auch nur seine einzige Tour.
    Wahrscheinlich aus diesen Grund.
    Liebe Grüße
    Mutti

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld

*

Ich stimme zu