Vier Fears des Radlers.

Selbsterfahrung ist vielleicht der spannendste Teil der Psychologie. Nur zu blöd, dass sich die klassische Psychologie allzu gern mit den Störungen unseres Geisteslebens beschäftigt, nicht aber mit den funktionierenden Prozessen. Sowie es eben die Medizin in der westlichen Welt im Allgemeinen tut. Die WHO selbst definiert schließlich Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit. Eine perverse Perspektive meine ich, auch wenn ich mir ihr leider nicht entziehen kann.

Ja, worauf wollen Sie denn nun hinaus, Herr Beyer? – Nun, der Klassiker „Grundformen der Angst“ von Fritz Riemann hat den Autor die vergangenen Wochen beschäftigt und ordentlich heruntergezogen. Detailgetreu beschreibt Herr Riemann vier Grundtypen der Angst mit den daraus resultierenden Geistesstörungen – und  – in jedem dieser Störungen fand sich der Autor, Herrn Beyer meint der Autor hier, wieder. Wenn das nicht Grund genug ist, depressiv zu werden. Herr Riemann kennt dabei folgende Geistesstörungen mit den dazugehörigen Grundformen der Angst:

(1) Der Schizoider, der sich die Menschen auf Distanz hält, immer in der Angst seiner selbst zu verlieren.

(2) Der Depressive, der sich stetig auf der Suche nach Bindung befindet, immer in der Angst alleine zu sein.

(3) Der Zwanghafte, der sich an den Dingen und Menschen festhält, immer in der Angst, dass alles vergänglich ist.

(4) Und der Hysterische, der sich von einer Sache oder von einem Menschen zur oder zum Nächsten angelt, immer in der Angst, dass alles Endgültige unfrei ist.

Und hat sich die Leserschaft nun schon einem dieser vier Typen zugeordnet. Bestimmt! Gesund ist ja nur schlecht untersucht!

 

Doch Herr Beyer schafft Abhilfe. Eine längere Radausfahrt zum Glatzenstein ließ ihn heftigst halluzinieren und phantastatasieren. Die Radausfahrt zum Glatzenstein als Walpurgisnacht am Brocken – für den kleinen Mann. Und es ist gar etwas dabei rumgekommen. Herr Beyer hat die vier Grundformen der Angst für Radfahrer destilliert, extrahiert und hier fein aufbereitet:

(1) Der Hungerast. Der Radfahrer ist ein Hungerhaken, die einen Hungerast bekommt. Das müsse sich die Leserschaft mal bildlich vorstellen! Jedenfalls lässt sich ein Hungerast nicht beschreiben, sondern nur erleben. Diejenigen, die ihn kennen, wissen genau, warum er zu den vier Grundängsten des Radfahrers gehört.

(2) Der Platten. Das rhythmische Pfeifen bei einem Loch in Schlauch lässt den Radfahrer in Schockstarre verfallen, besonders, wenn er weder Schlauch noch Kohle dabei hat. Wenn es sehr schnell geht, verdichtet sich das Pfeifen akustisch zu einem „Peng“. Wehe dem, der dieses Unglück am Vorderrad auf einer Abfahrt erlebt: Grober Teer kann zum Schmiergelpapier der menschlichen Haut werden. Die Leserschaft könnten hier die neuen Unplattbar-Reifen ins Spiel bringen. Das ist richtig. Doch die verwandeln das Rad in einen Panzer. Ein Vollgummireifen ist da auch nicht schlechter.

(3) Die Ehefrau bzw. Lebensabschnittsgefährtin. Gefährtin entstammt dem Wort „Gefahr“, denn die Gefährtin stellt eine allzu realistische Gefahr für die ultrawichtigen Trainingseinheiten dar: Denn jede, wirklich jede Ausfahrt könnte die Letzte vor der Nächsten sein! Die Leserschaft bemerkt, dass sich Herr Beyer gerade als Schizoider qualifiziert.

(4) Der dicke Hund. Dieser Spielgefährt – ja wieder Gefahr! – heißt gerne auch „Dertutnix“, hat die Größe von Idefix und beißt sich fest in die Wade des Radfahrers. Das ist gar das geringere Übel, muss man konstatieren. Läuft der Dertutnix ins Vorderrad, verwandelt sich der Dertutnix in Brei und der Teer erneut in Schmiergelpapier. Der Biss in die Wade bleibt dem Radfahrer nicht erspart; das Herrchen verkraftet das frühzeitige Ableben seines Kamikaze-Lebensgefährten natürlich nicht. Bisswunden, sowohl vom Hund als auch vom Menschen zugefügt, sind übrigens ein Graus. Im Speichel steckt ein wunderschöner Cocktail diverser Bakterien.

 

Riemanns Buch ist schon in der 42. Auflage und die objektive und sequentielle Beschreibung vierer Grundtypen der Angst ist altbacken. Die moderne Medizin ist englisch und kennt eine Menge an Eselsbrücken und Akronymen. Dem möchte Herr Beyer auch gerecht werden und hat in Analogie zu den Risikofaktoren für die tiefe Beinvenenthrombose die Grundängste des Radfahrers in die „Vier Fears“ (Fs) weiterentwickelt:

(1) fucked-up (Hungerast)

(2) flat tyre (Platten)

(3) female companion (oder die knife-wife)

(4) fat dog

Aus eigener Erfahrung weiß Herr Beyer, dass die Auseinandersetzung mit den vier fears des Radfahrers gut genug von den wesentlichen Grundformen der Angst ablenkt. Das wiederum qualifiziert den Autor als Hysteriker.

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