Dr. Jekyll and Mr. Hyde

Eigentlich passt die Überschrift zum folgenden Artikel nicht. Das ist aber egal. „Man muss nämlich Inhalte überwinden; Wichtig ist allein, dass man sympathisch herüber kommt.“ Diese Weisheit stammt nicht von Ch. Beyer, sondern von Martin Sonneborn von der Partei Die Partei. Er äußerte sich so in einem Landtagswahlinterview für Berlin vor einigen Jahren, was in den WWWs und YouTubes zu finden ist.

Einen großen Wurf wird Ch. Beyer erneut nicht präsentieren. Einige Gedanken und Anekdoten möchte er aber schon mit Ihnen teilen, liebe Leser. So zum Beispiel wies Ch. Beyer empirisch nach, dass man mindestens 18 Flaschen Rotwein sicher in zwei Ortlieb-Roller-Classic-Taschen, also in den ganz normalen Ortlieb-Gepäcktaschen, über etliche Kilometer transportieren kann. Ganz ohne Hacks. Liebe Leser, Sie behaupten, es gingen noch mehr: Dann reichen Sie bei Radness.de das Beweismaterial im Sinne eines Fotos oder Vidoes ein!

Der Test war aus der Not geboren. Ch. Beyer und seine Göttergattin verweilten in der Region Gironde östlich von Bordeaux, vermutlich einer der besten Rotweinadressen weltweit. Dort bot es sich natürlich an, eine oder mehrere Degustationen durchzuführen. Da die Zeit einmal mehr knapp war, klatschten Ch. Beyer und seine Göttergattin zwei Verkostungen an das Ende eines Radltages. Das Procedere war dann Radtour, erstes Weingut, Lieferung zum Birdmobil, zweites Weingut, erneute Anlieferung ans Birdmobil und schließlich Verpackung für den Export in die Heimat.

Und Eines, liebe Leser, dürfen Sie Ch. Beyer glauben: Die Winzer guckten nicht schlecht aus der Wäsche, als Ch. Beyer die Flaschen bzw. Kartons aufs Rad verlud und in diskreten Schlangenlinien mit seiner Göttergattin davonfuhr: Gesprächsstoff für Wochen. Ach was, wahrscheinlich werden die französischen Winzer noch in Jahren von den verrückten Deutschen sprechen.

Die Gegend um die Orte Libourne, St. Emilion, Lussac und Pomerol lud übrigens sehr zum Radfahren ein. Unendlich viele kleine Sträßchen, die Weingut um Weingut verbinden. Kein nennenswerter Verkehr. Und der Wein im Spätherbst in den prächtigsten Farben. Die Autofahrer waren erstaunlich gelassen und zuvorkommend. Umso erstaunlicher, dass keine Radfahrer anzutreffen waren, eben außer Ch. Beyer und seiner Göttergattin – ach ja, und einigen Amerikanern. Die waren vom Unternehmen „Backroads“ betreut, das auch viele Gruppen auf Mallorca begleitet. Für Ch. Beyer war es kein Problem, die Backroadler zu identifizieren: die Radler hatten hinten am Velo die bekannten , hässlichen – wenn auch vermutlich effektiven- Warndreiecke im Wimpelformat.

Bei einer der Radausfahrten verschlug es Ch. Beyer und die Göttergattin nördlich des kleinen Flusses Ile. Erstaunlich, wie sich Land und Landwirtschaft urplötzlich änderten. Von nahezu 100 Prozent Weinanbau südlich der Ile auf praktisch null nördlich davon. Und anstatt der feinst säuberlich herausgeputzten Ortschaften gab es nun heruntergekommene Höfe, zerschlagene Fenster und hier und da Müll. Was blieb waren die kleinen unbefahrenen Straßen, die leicht wellige, gutmütige Landschaft und die geduldigen Autofahrer. Daher ein Geheimtipp vom Radl-Schmidt… nein, natürlich vom Radl-Chuck: Fahrrad plus Wein plus ein bisschen Bordeaux im Gironde. Übrigens erinnerte obiger landschaftlicher Einschnitt Ch. Beyer an die unterfränkische Heimat, wo die wohlhabenden Weingebiete am Main abrupt in den ärmeren Steigerwald übergehen.

Mittlerweile sind Ch. Beyer, der protrahierten Rückreise geschuldet, wieder in der Provence in der Nähe von Aix. Die Landschaft ist ebenfalls wunderschön. Die Anstiege sind jedoch giftig, die Orte ganz schön vermüllt und der Verkehr hektisch. Und siehe da: Unzählige Rennrad-Rentner verstopfen die provencalischen Holperpisten. So ganz versteht das Ch. Beyer nicht: Ruft die körperliche Arbeit im Wein eine Müdigkeit hervor, die vor weiterer körperlicher Betätigung schützt, oder induziert der Genuss des Bordeaux-Weins Genügsamkeit? Oder gibt es eine weitere Erklärung? Für Ch. Beyer und seine Göttergattin ist der Wandel aber schön: Von einer Genussregion geht es in sportliche Gefilde. Variation sorgt für Anpassung. Evolution heißt das; nur zu was führt sie?

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