Die blaue Pille.

Fiktion oder nicht? Der Film. Die Matrix. Erster Teil.

Morpheus: Weißt Du, wovon ich spreche?

Neo: Von der Matrix?

Morpheus: Möchtest Du wissen, was genau Sie ist? Die Matrix ist allgegenwärtig, sie umgibt uns. Selbst hier ist sie, in diesem Zimmer. Du siehst sie, wenn Du aus dem Fenster guckst, oder den Fernseher anmachst. Du kannst sie spüren, wenn Du zur Arbeit gehst. Oder in die Kirche. Oder wenn Du Deine Steuern zahlst. Es ist eine Scheinwelt, die man Dir vorgaukelt, um Dich von der Wahrheit abzulenken.

Neo: Welche Wahrheit?

Morpheus: Dass Du ein Sklave bist, Neo. Du wurdest wie alle in die Sklaverei geboren und lebst in einem Gefängnis, dass Du weder anfassen noch riechen kannst. Ein Gefängnis für Deinen Verstand. Dummerweise ist es schwer jemandem zu erklären, was die Matrix ist. Jeder muss sie selbst erleben. Dies ist Deine letzte Chance. Danach gibt es kein zurück. Schluckst Du die blaue Pille, ist alles aus. Du wachst in Deinem Bett auf und glaubst an das was Du glauben willst. Schluckst Du die rote Pille, bleibst Du im Wunderland und ich führe Dich in die tiefsten Tiefen des Kaninchenbaus. Bedenke, alles was ich Dir anbiete ist die Wahrheit, nicht mehr. Folge mir.

Fiktion oder nicht? Streckenbesichtigung für einen Ligakurzdistanzwettbewerb 2005. Damals mit der Besetzung Don Horsto, Gerhard Train Hard Troch, Martin Der Winsler Sandmaier, The Man – The Myth – The Legend Prof. Gelse und Ch. Beyer.

Ch. Beyer: Wie wird man Arzt an einer Uniklinik?

The Man: Man rutsch so hinein.

Kommmentar vom Autor: The Man war berüchtigt für seine kurzen Konversationen – er war!

Und Jahre später, ja durchaus mit Fiktion. Nach einem Schwimmtraining im Rötelheimbad. The Man ist auf der Flucht, da Weib und Kinder rufen, oder das Diensttelefon.

Ch. Beyer: Kommst Du am Samstag mit Radfahren? Ein 200er. Lass die Arbeit liegen!

The Man: Mmmhhh… Nnnnnhhhh… Ähhhhmmmm…

Ch. Beyer: Weißt Du, wovon ich spreche?

The Man: Von der Arbeit?

Ch. Beyer: Möchtest Du wissen, was genau Sie ist? Die Arbeit ist allgegenwärtig, sie umgibt uns. Selbst hier ist sie, in diesem Zimmer. Du siehst sie, wenn Du aus dem Fenster guckst, oder den Fernseher anmachst. Du kannst sie spüren, wenn Du zum Bäcker gehst. Oder in die Kirche. Oder wenn Du Deine Steuern zahlst. Es ist eine Scheinwelt, die man Dir vorgaukelt, um Dich von der Wahrheit abzulenken.

The Man: Welche Wahrheit?

Ch. Beyer: Dass Du ein Sklave bist, Prof. Gelse. Du wurdest wie alle aus dem Studium in die Sklaverei geführt und lebst in einem Gefängnis, dass Du weder anfassen noch riechen kannst. Ein Gefängnis für Deinen Verstand. Dummerweise ist es schwer jemandem zu erklären, was die Arbeit ist. Jeder muss sie selbst erleben. Dies ist Deine letzte Chance. Danach gibt es kein zurück. Gehst Du auf die Arbeit, ist alles aus. Du wachst in Deinem Bett auf und glaubst an das was Du glauben willst. Kommst Du mit Radfahren, bleibst Du im Wunderland, und ich führe Dich in die tiefsten Tiefen des Kaninchenbaus. Bedenke, alles was ich Dir anbiete ist die Wahrheit, nicht mehr. Folge mir.

Und jetzt. Erlangen, 16.05.2019, 20:45 Uhr vor dem Nachtdienst. Ch. Beyer sitzt in seiner Büro-Küchen-Einheit und reflektiert.

Und jetzt ist er weg. The Man – The Myth – The Legend Prof. Gelse & Family. Abgehauen, ausgerissen, umgezogen. Die rote Pille hätte er nie geschluckt, hätte sie im Agent Smith nicht aus Mitleid hineingepresst. Jetzt wird er Chef weit weg vom Moloch der Universitätsklinik Erlangen: Ab dem 01.06.2019 gibt es nur noch einen Ort in Deutschland, wo man sich den Haxen brechen darf, nämlich in Traunstein. Na gut, den BZ aus ehem. F gäbe es auch noch. Also in Günzburg darf man auch vom Rad fallen und gefallen werden.

Eine vier Tage Woche gäbe es dort in der Unfallchirurgie, wahrscheinlich aufgrund der Nähe zu den Bergen und zum bayerischen Meer. Und keine Forschung müsse er dort mehr betreiben. Erforschen muss er nur noch die nähere Umgebung – mit dem Rad, versteht sich. Als Chefarzt kann er sich ja mindestens zwei Räder pro Jahr gönnen, schließlich geht der Trend ganz offensichtlich zum Zehntrad. Und bei der Leistung die er generiert, könnte man eigens für ihn ein E-Bike mit Ladefunktion entwickeln, um Strom für den Haushalt zu erzeugen. Der Akku wird am Abend einfach an den Herd angeschlossen.

Den anderen Chefärzten bleibt übrigens nur zu raten, dass sie nie mit The Man Radfahren gehen, oder sich nach einem Viertel der Strecke von ihren Ehefrauen abholen lassen. Ein Chefarztego ist schließlich höchst empfindlich und könnte, nein würde ganz gewiss zu Bruch gehen. Ein Arbeitskollege von The Man berichtete einmal, dass man Minderwertigkeitskomplexe bekäme, wenn man mit The Man gemeinsam in der Umkleide sei. Eine genauen Bezugspunkt nannte er aber nicht.

Zuviel gäbe es zu berichten, über The Man. Seit 1998 hat er sich durch das Erlanger Wasser gewühlt, sich die Anstiege in der Fränkischen Schweiz hochgepresst und seinen Körper durch den Reichswald gewackelt. Über die Jahre war er nicht klein zu kriegen. Ch. Beyer erinnert sich exemplarisch an einen Trainingssonntag: The Man kam aus dem Nachtdienst und schwamm beim Training allen davon. Nach einer Stunde Schlaf lief er gemütlich die 20 Kilometer-Wasserturmrunde mit den anderen. Und, dass er am Abend noch drei Stunden Rad gefahren ist, hat er niemanden erzählt.

Bikepacking und Ultracycling hat The Man zusammen mit Gerhard Train Hard Troch schon betrieben, als das Bike noch Fahrrad hieß. Oben erwähnter Winselmaier musste auf einer derartigen Viertagestour bereits nach wenigen Stunden die Segel streichen. Und die posttraumatischen Ulnarisläsionen nach der Tour störten The Man nicht beim Operieren, schließlich lässt es sich auch mit einer Mittelhandfraktur noch Bestens Nägel in den Knochen schlagen. In diesem Zusammenhang sollte The Man aber unbedingt anerkennend Zustimmung Kund tun, wenn er Ch. Beyer mit gebrochener Patella auf dem Rad in Erlangen vorfindet, den Lenker in der Linken und die Krücken in der Rechten. Immerhin hatte Ch. Beyer noch vorbildlich seine Dunjoy-Schiene getragen, auch wenn er die Sperrklinken herausgenommen hatte. Mit 90° Bewegungsausmaß lässt es sich einfach nicht Radfahren.

The Man war ein stetes Vorbild. Immer bis in die Haarspitzen motiviert, immer top fit, immer Vollgas. Lediglich als er erst eine, dann zwei, dann drei und zuletzt vier Frauen zu Hause hatte, bröckelte das Fundament. Da kam es zumindest gelegentlich vor, dass The Man sich einiger Wesenszüge des Winselmaiers bediente und sich in der Middle of the Pack beim Schwimmen einreihte, nachdem er einmal mehr eine Nacht durchoperiert hatte. Zuletzt, als er die rote Pille endlich geschluckt hatte, lief er wieder zu alter Form auf.

Ähnlich wie beim BZ aus ehemals F. reißt der Abgang von The Man eine Lücke, die nicht zu schließen ist: Der Freund und Sportler, quasi der Sportsfreund, Gelse wird nicht zu ersetzen sein, von seiner irrsinnigen netten Familie ganz abgesehen. Es bleibt nur zu hoffen, dass er noch möglichst lange in Erlangen habilitiert bleibt und regelmäßig Vorlesungen vor Ort gibt: Ein Ehrenplatz auf der Schwimmbahn wird immer vorhanden sein. Schließlich empfindet es Ch. Beyer sehr beruhigend, dass The Man & Family immerhin noch in Kaffeekränzchenreichweite wohnen: Am Abend los, am nächsten Tag pünktlich zu Kaffee und Kuchen und am Abend wieder zurück. Mit einem definierten Ziel kommt man schließlich überall hin.

8 Comments

  1. Horst

    Es gibt Storys ohne Ende: an meinem 30ten Geburtstag hat er sich nicht Lumpen lassen und war tatsächlich mal betrunken und am längsten aller Sportsfreunde vor Ort. Sms Nachricht von RN nach dem Sonntagstraining: „der Gelse is gekommenen und hat uns alle hergenommen!“

    Dr Gelse – we miss you!

    • Zwift für Schwimmer, das wäre es. Dann gäbe es bei jedem Schwimmen die imaginäre Gelse-Linie, die abrupt stehen bliebe, wenn er einen Krampf hätte. Das Erratum „1996“ wird noch ausgebessert. Also 1000 Schwimmkilometer mehr. Chuck

  2. Peter

    Ich erinnere mich gern an die erste Radausfahrt in der Gruppe Richtung Steigerwald.

    1.Stunde: 25er Schnitt – Ich fahre auch mal im Wind, denke, das geht ja…
    2. Stunde: 30er Schnitt – Ah, die erste Stunde war nur das Einrollen, jetzt fahren wir richtig. Wie ich mich täuschen sollte…
    3. Stunde: 35er Schnitt und Kreiseln, ich kann schnell nicht mehr mitkreiseln, halte mich 15min im Windschatten der Gruppe, dann kommt ein Anstieg, ich verabschiede mich nach hinten…

    The Man lässt sich kurz zurückfallen und lässt Worte höchsten Lobes zurück: „Ich hätte nicht gedacht, dass Du so lange dran bleibst.“ Und dann entschwindet er locker und leicht nach vorn….

    The Man – Dir und Deiner Family alles Gute in Traunstein! Ich hoffe, man sieht sich mal wieder…

    ch bin für ein gemeinsames Klopfertraining einmal pro Jahr in der Röthelheimsoße für alle, auch die Expats.

    Chuck: Genial geschrieben und fotografisch dokumentiert!

    • Herzlichen Dank für den wertvollen Beitrag! Jeder findet seinen Meister. Eine ähnliche Geschichte könnte The Man erzählen, als ein gewisser Faris al Sultan meinte, er müsse unbedingt noch die zweite Hälfte eines Fußballspiels sehen.

  3. Siglinde-Muddi

    was muss das für ein toller Mann sein,
    und hat noch Frau und Kinder .
    Wie lässt sich das alles mit einen nicht unerheblichen Sportprogramm vereinbaren ?
    warum lässt man so eine Kapazität nach Oberbayern ziehen, wo wir doch in Franken auch Bedarf an Topärzten haben,speziell Orthopäden.

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